Globale Führungskräfte, Experten und Wissenschaftler gestalten die Zukunft der KI
Während der 2025 AI Action Summit in Paris beginnt, versammeln sich globale Führungskräfte, Branchenexperten und Wissenschaftler, um die Herausforderungen und Chancen der Künstlichen Intelligenz (KI) zu diskutieren.
Vor dem Hintergrund rasanter technologischer Fortschritte und wachsender gesellschaftlicher Bedenken baut der Gipfel auf den Ergebnissen des Seoul Safety Summit 2024 auf und soll ein kohärentes globales Rahmenwerk für die KI-Governance etablieren.
AI Action Summit als „Weckruf“ für Europa
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bezeichnete den Gipfel als „Weckruf für Europa“ und betonte die Notwendigkeit kollektiven Handelns angesichts des transformativen Potenzials von KI.
Die USA haben sich derweil verpflichtet, 500 Milliarden Dollar in KI-Infrastruktur zu investieren. Großbritannien hat im Vorfeld des Gipfels seinen Opportunities Action Plan vorgestellt, der die vollständige Umsetzung des britischen KI-Gesetzes begleiten soll. Peter Kyle, britischer Technologie-Minister, betonte gegenüber The Guardian, dass das Wettrennen um KI von „westlichen, liberalen, demokratischen“ Ländern angeführt werden müsse.
Diese Entwicklungen unterstreichen das erneuerte globale Engagement, die Potenziale der KI zu nutzen und gleichzeitig ihre Risiken zu adressieren.
KI-Potenzial und praktische Umsetzung
Matt Cloke, CTO von Endava, hob die Bedeutung hervor, die Lücke zwischen dem Potenzial der KI und ihrer praktischen Implementierung zu schließen.
„Ein großer Teil der Diskussionen wird sich darauf konzentrieren, die mit der Nutzung von KI verbundenen Risiken zu verstehen und die Entscheidungsfindung in einem sich ständig weiterentwickelnden Umfeld zu unterstützen“, so Cloke.
Er betonte zudem, dass Organisationen über reine Regulierungsmaßnahmen hinausgehen müssen.
„Die Modernisierung zentraler Systeme ermöglicht es Unternehmen, KI besser zu nutzen und gleichzeitig die regulatorische Konformität sicherzustellen. Durch verbesserte Datenverwaltung, Automatisierung und Integrationsfähigkeiten können sich Organisationen agiler auf regulatorische Veränderungen einstellen.“
Governance und Arbeitskräfte als zentrale Themen
Kit Cox, CTO und Gründer von Enate, skizzierte drei Schlüsselbereiche, die auf der Agenda des Gipfels stehen:
Globale KI-Governance:
„KI-Governance benötigt dringend klare Richtlinien. Wir müssen globale Leitlinien schaffen, um sicherzustellen, dass KI sicher, ethisch und über nationale Grenzen hinweg abgestimmt ist. Ein fragmentierter Ansatz wird nicht funktionieren – wir brauchen Einheit, um Vertrauen aufzubauen und langfristigen Fortschritt zu erzielen.“
Zukunftsorientierte Arbeitskräfte:
„Unternehmen und Regierungen müssen in die Umschulung von Arbeitskräften investieren. Es geht nicht nur um Automatisierung, die Arbeitsplätze ersetzt, sondern um neue Chancen durch Bildung und Weiterbildung, die Menschen auf die Zukunft der Arbeit vorbereiten.“
Demokratisierung der KI:
„KI muss fair und demokratisch sein – sowohl jetzt als auch in der Zukunft. Die Vorteile dürfen nicht auf einige wenige Unternehmen beschränkt bleiben. Wir müssen sicherstellen, dass die KI-Entwicklung über das Silicon Valley hinausgeht und weltweit Chancen für alle schafft.“
KI im öffentlichen Interesse entwickeln
Professor Gina Neff, Expertin für verantwortungsvolle KI an der Queen Mary University of London und Direktorin des Minderoo Centre for Technology & Democracy, betonte die Relevanz der KI für das tägliche Leben.
„Für uns in der Zivilgesellschaft ist es entscheidend, dass wir KI in den Alltag bringen. Vom Barista, der den Morgenkaffee zubereitet, bis zum Mechaniker, der ein Auto repariert – alle müssen verstehen, wie KI sie betrifft und warum KI letztendlich ein menschliches Thema ist.“
Neff warnte zudem vor der Dominanz großer Technologieunternehmen in der KI-Entwicklung.
„Ich werde diesen öffentlichen Interessenansatz in den Gipfel einbringen und mich gegen den Vorstoß von Big Tech zur hyperskalierenden KI-Entwicklung wehren. KI sollte wie eine Stadt oder eine Gemeinschaft aufgebaut werden – gemeinsam und für alle.“
Bias bekämpfen und gerechte KI entwickeln
Professor David Leslie, Experte für Ethik, Technologie und Gesellschaft an der Queen Mary University of London, hob die ungelösten Herausforderungen von Bias und Diversität in KI-Systemen hervor.
„Mehr als ein Jahr nach dem ersten AI Safety Summit in Bletchley Park wurden die Probleme kultureller Verzerrungen und unausgewogener Trainingsdaten in der KI-Entwicklung nur marginal verbessert.“
Er forderte einen stärkeren Fokus auf KI im öffentlichen Interesse:
„Der französische KI-Gipfel verspricht, das Gespräch über KI-Governance neu auszurichten, um dringende Risiken und Schäden gezielt anzugehen.“
Leslie schlug die Gründung einer öffentlichen KI-Stiftung vor, die von Regierungen, Unternehmen und philanthropischen Organisationen finanziert wird.
„Diese Initiative muss sich direkt und praxisnah mit algorithmischen Verzerrungen und Daten-Bias auseinandersetzen. Nur so können KI-Technologien zu globalen öffentlichen Gütern werden.“
Systematische Evaluierung von KI
Professor Maria Liakata, Expertin für Natural Language Processing, betonte die Notwendigkeit rigoroser Evaluierungsmaßnahmen für KI-Systeme.
„KI kann den öffentlichen Dienst effizienter und zugänglicher machen, aber aktuell bewerten wir KI-Systeme nicht ausreichend. Regulierungsbehörden sind in der Evaluierung im Rückstand, während Entwickler keine systematische Möglichkeit haben, die erforderlichen Nachweise zu liefern.“
Sie forderte einen flexiblen und systematischen Ansatz zur KI-Evaluierung, der alle Stakeholder einbezieht.
KI im Gesundheitswesen: Innovation und Ethik ausbalancieren
Dr. Vivek Singh, Dozent für digitale Pathologie am Barts Cancer Institute, hob die ethischen Herausforderungen der KI in der Medizin hervor.
„Der Paris AI Action Summit bietet eine entscheidende Gelegenheit zur globalen Zusammenarbeit bei KI-Governance und Innovation. Ich hoffe auf konkrete Verpflichtungen, die ethische Überlegungen mit dem rasanten Fortschritt der KI in Einklang bringen.“
Er forderte zudem klare Rahmenbedingungen für internationale Kooperation, um Vertrauen und Verantwortlichkeit in der KI-Entwicklung sicherzustellen.
Ein Wendepunkt für die globale KI-Governance
Der 2025 AI Action Summit in Paris markiert einen entscheidenden Moment für die globale KI-Governance.
Mit Forderungen nach Einheit, Fairness und öffentlichem Interesse konzentriert sich der Gipfel auf Herausforderungen wie Bias, Regulierung und die Zukunft der Arbeitskräfte.
Während sich Führungskräfte und Branchenexperten in Paris versammeln, besteht die Hoffnung, dass konkrete Verpflichtungen den Weg für eine integrative und ethische KI-Zukunft ebnen.